In Zeiten des abnehmenden Lichts
In Zeiten des abnehmenden Lichts
2017 Deutschland
Regie: Matti Geschonneck
Darsteller: Bruno Ganz, Sylvester Groth, Hildegard Schmal, Evgenia Dodina, Natalie Belitski, Angela Winkler
Länge: 100 Min.
Kurzfilm: Goodbye Mister De Vries
Wir sind eingeladen. Es ist der 1. Oktober 1989 und Wilhelm Powileit feiert seinen 90. Geburtstag. Seinen letzten Geburtstag, wie er selber sagt. Unter den Gästen in der verwohnten Potsdamer Villa sind nicht nur seine nächsten Verwandten und Nachbarn, sondern auch die Jungen Pioniere und ranghohe Partei-Genossen, die Powileit mit Orden schmücken. Powileit ist seit 75 Jahren überzeugter Stalinist, einst aus Nazi-Deutschland ins mexikanische Exil geflohen und dann beim Wiederaufbau der DDR an vorderster Front dabei.
Doch jetzt mehren sich die Zeichen für den Zerfall des „sozialistischen Arbeiterstaates“. Enkel Sascha hat schon rübergemacht und so muss Wilhelm Powileit den riesigen antiken Büffettisch selbst herrichten. Sohn Kurt, der den Gulag im Gegensatz zu seinem Bruder überlebte, ist samt russischer Frau Irina zwar auch da, wird aber von Mutter Lotti gleich eingebremst, weder Gulag noch Ungarn oder Polen anzusprechen.
Die Geburtstagsfeier ist das letzte Aufbäumen einer verhärmten Elite vor dem endgültigen Zusammenbruch und der zentrale Punkt von Eugen Ruges Bestseller „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ( Deutscher Buchpreis 2011), zu dem Regisseur Matti Geschonneck den als unverfilmbar geltenden Epochenroman verdichtet. Eine stille Verzweiflung liegt über den vier Generationen, die sich in einer ehemaligen Nazi-Villa begegnen, und doch bleibt der Film voller Sympathie für sie, gibt es rührende und komische Szenen, bis der achtjährige Urenkel den mühsam zusammengenagelten Büffettisch zum Einstürzen bringt.