Vermiglio

„Mit ihrem erst zweiten Film gelingt Delpero ein einfühlsam erzähltes, hervorragend gefilmtes Drama, das jenseits der Konventionen des „Slow Cinema“ nicht nur darauf bedacht ist, seine eigene Virtuosität auszustellen, sondern auch eine Geschichte zu erzählen.“ (Das Kulturblog)

Das kleine südtiroler Bergdorf Vermiglio im letzten Jahr des zweiten Weltkriegs. Die große Familie des patriarchalischen Dorflehrers führt ein einfaches, karges, arbeitsreiches und gottesfürchtiges Leben. Doch alle Familienmitglieder haben ihre kleinen Geheimnisse. Der Vater verwahrt in einer abesperrten Schublade seines Schreibtisches eine Kladde mit Bildern unbekleideter Frauen. Tochter Ada berührt sich heimlich zwischen ihren Beinen und bestraft sich anschließend dafür. Und Tochter Lucia trifft sich heimlich mit dem sizilianischen Deserteur Pietro, der, von den Dorfbewohner geduldet aber argwöhnisch beobachtet, in einer Scheune lebt. Nachdem sie von ihm schwanger wird, heiraten die beiden. Doch das größte Geheimnis hat Pietro, und es wird das familiäre Gefüge aus dem Gleichgewicht bringen.

Maura Delpero und ihr kongenialer Kameramann Mikhail Krichman fangen die harte Lebensrealität des Bergdorfes in imposanten Bildern ein, die haften bleiben. Ruhig und eindrücklich entfaltet „Vermiglio“ ein komplexes Panorama patriarchalischer Strukturen, das über die konkret historische Verortung hinaus von Zusammenhängen erzählt, die bis heute wirken.